Da heute mal wieder so gar nichts Aufregendes passiert ist, schreibe ich mal wieder über die Kleinigkeiten, die mir hier so auffallen. Zu Anfang eine Sache, die ich besonders schön finde. Es handelt sich um das kleine, einfache Verb "ganbaru", das soviel bedeutet, wie "sich bemühen, sich anstrengen".
Wenn Japaner Dir für irgendetwas viel Erfolg oder viel Glück wünschen, dann sagen sie das nicht so, wie wir es im Deutschen erwarten würden, sondern sie sagen stattdessen "ganbatte ne", oder "ganbatte kudasai" oder auch "ganbare"... Das alles bedeutet (unterschiedlich distanziert bzw. höflich) "Streng Dich an!" Irgendwie eine sehr sympathische Einstellung! Abgesehen davon sind es meiner Meinung nach diese Kleinigkeiten, die eine ganze Menge über "Japanische Denkweise" (man verzeihe mir diese Verallgemeinerung) verraten....
Eine weitere dieser kleinen Beobachtungen macht man, wenn man in Japan Aufzug fährt. Im Aufzug gibt es zwei Knöpfe zum Öffnen und Schließen der Tür. (Gibt es die in Deutschland auch? Irgendwie sind die mir zumindest nie aufgefallen, weil ich noch nie gesehen habe, daß sie jemand benutzt.) Wer am nächsten an der Tür steht, betätigt diese beiden Knöpfe. Das heißt, wenn sich die Tür öffnet, weil jemand aussteigen will, hält er den "öffnen"-Knopf so lange gedrückt, bis alle draußen sind, die raus wollen, und geht dann gegebenenfalls als letzter. Sobald der letzte noch nicht ganz draußen ist, wird der "schließen"-Knopf gedrückt. Was ich vielleicht dazu sagen sollte, ist daß japanische Aufzüge, wenn man nichts macht, genauso funktionieren, wie in Deutschland... Es ist also nicht so, als müsse man ständig die Knöpfe zum Öffnen und Schließen der Türen betätigen, um überhaupt aussteigen zu können. Ob es daran liegt, daß die Aufzüge häufig so vollgestopft sind, daß man ansonsten kaum rechtzeitig aussteigen kann, bevor die Tür schließt? Bevor wir unsere hauseigene Men in Black-Abordnung bekommen haben, hatte ich eigentlich nicht den Eindruck, daß die Aufzüge ständig überfüllt sind, aber vielleicht liegt es trotzdem daran. Vielleicht ist es aber auch ein modernes "die Tür aufhalten"... Werde bei Gelegenheit mal danach fragen.
Zu guter Letzt ist da noch das Schlangen-Bildungs-Phänomen. Egal, wo man warten muß, überall werden Schlangen gebildet. Zum ersten Mal habe ich das an einer Bushaltestelle im strömenden Regen gesehen... Es haben sich nicht etwa alle in das kleine Bushaltestellenhäuschen gequetscht, sondern stattdessen stand eine lange Schlange hintereinander aufgereihter Japaner im Regen und wartete auf den Bus. Möchte man mit dem Zug fahren, gibt es an den Bahnsteigen definierte Warteschlangen-Anfangspunkte, die erstaunlich genau mit den tatsächlichen Stellen übereinstimmen, an denen die Türen des ankommenden Zuges zum Stehen kommen. Ein Warten ohne Anstellen habe ich in den vergangenen Monaten hier noch nicht erlebt und gelegentlich ist es recht interessant anzusehen, gerade an Stellen, wo man in Deutschland einfach "munter durcheinander wartet"...
Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)
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