Archiv für: April 2005, 13

13.04.05

Permalink 22:47:15, von admin, 1038 Wörter, 2155 Ansichten  
Kategorien: Everyday Life

Was ich an Japan mag...

Ich bin jetzt schon ein paar Mal gefragt worden, was mir eigentlich an Japan so gut gefällt und habe mir gedacht, diese Frage beantworte ich gleich hier. Allerdings werde ich mich dabei für's erste nur auf die oberflächlichen "Kleinigkeiten" beschränken, die den Alltag in Japan angenehm machen. Das sind zwar nicht die wichtigsten Punkte, dafür aber die, die sich am leichtesten aufzählen lassen:

Öffnungszeiten
Das erste, was mir hier positiv aufgefallen ist, waren die Öffnungszeiten der Geschäfte. Viele sogenannge Conbinis (von Convenience Store) sind durchgehend den ganzen Tag und die ganze Nacht geöffnet und selbst wenn man nachts um 5 vom Karaoke nach Hause kommt, wird man dort mit einem freundlichen und gar nicht verschlafen klingenden "Irasshaimase" begrüßt. - Das nenne ich Service. Normale Geschäfte haben ebenfalls (fast?) alle bis mindestens 8 Uhr abends, viele auch länger, bis 10 oder 11 auf. Außerdem käme hier keiner auf die Idee, sein Geschäft Samstags oder Sonntags zu schließen? Wieso auch? Am Wochenende müssen die meisten Leute nicht arbeiten und haben Zeit zum Geld ausgeben. "Ausgerechnet am Wochenende zu schließen, wäre ja dumm", wurde mir von einem Japaner erklärt, dem diese Aussage furchtbar peinlich war, als ich ihm erzählte, daß das in Deutschland so üblich sei. Aber recht hat er!

... noch mehr Positives über japanische Geschäfte
Daß japanische Verkäufer unglaublich höflich und freundlich sind, hätte vermutlich jeder erwartet, der dies hier liest. Daß man in Japan im Conbini aber auch seine Bankgeschäfte erledigen und Rechnungen zahlen kann, ist aber längst nicht so bekannt. Zumindest hat es mich positiv überrascht. Im Conbini gibt es außerdem immer eine große Auswahl an frischem Essen (Sushi, Tempura, Onigiri und diverse andere Gerichte... in einigen zusätzlich auch HotDogs, Pommes und frittierte Hähnchenkeulen) zu erträglichen Preisen. :)

Getränkeautomaten
Zusätzlich zu den Conbinis, die man an jeder Ecke findet, stehen in japanischen Städten knapp alle 100 Meter Getränkeautomaten an der Straße, die darauf warten, Kunden mit heißen oder gekühlten Getränken zu versorgen. Die Preise unterscheiden sich nicht wesentlich vom Conbini. Das Angebot an Softdrinks in Japan ist nahezu unerschöpflich und in der Anfangszeit hier habe ich an diesen Automaten kaum vorbeigehen können, ohne etwas zu probieren.

Feiertage
Ein weiterer Punkt, der hier in Japan einfach gut gelöst ist, ist die Sache mit den Feiertagen. Wie oft habe ich mich in Deutschland schon geärgert, wenn ein Feiertag mal wieder auf einen Sonntag gefallen ist! Hier gäbe es keinen Grund zum ärgern, denn solche Feiertage werden am darauf folgenden Montag "nachgeholt" und da an Feiertagen wie an Sonntagen die Geschäfte und auch alle Sehenswürdigkeiten etc. geöffnet sind, kann man mit seinen Feiertagen hier auch wirklich etwas anfangen. Generell scheinen Feiertage hier häufig auf Montage oder Freitage zu fallen. In wie fern das Absicht oder in diesem Jahr einfach Zufall ist, muß ich noch herausfinden.

Freundlichkeit
Was mich hier immer wieder beeindruckt ist die Freundlichkeit, mit der einem hier die Leute begegnen. Gerade beim Servicepersonal in Restaurants und Supermärkten wird auf Höflichkeit ganz intensiv Wert gelegt, was ich als sehr angenehm empfinde, und was es mir besonders am Anfang sehr erleichtert hat, trotz meiner noch rudimentären Japanischkenntnisse das zu bekommen, was ich wollte. (...und das eine Mal, wo das nicht geklappt hat (habe partout nicht erklären können, was ich für eine Telefonkarte brauche), so daß ich den Conbini unverrichteter Dinge verlassen habe, war mein Gegenüber zumindest augenscheinlich untröstlich ;) )

Spieeeeeeeelzeug
Tja... ein Punkt, den sicher nicht jeder nachvollziehen kann, aber ich liebe Japan für sein "Spielzeug"... Handies mit GPS und "richtiger" 2-3 Megapixel Digitalkamera, ähnlich "coole" PDAs mit Linux, Wordtanks mit jeglichem Schnickschnack, USB-Sticks in Sushi-Form, Aibo (der Roboterhund), "Love Memory" (Arbeitsspeicher in rosafarbener Verpackung) zum Valentinstag etc... Abgesehen davon dürfen auch erwachsene Frauen Disneyfiguren toll finden und rosafarbenen Hello-Kitty-Krempel kaufen.. ;) Auch die Game Centers leben vom "Spieltrieb" der Japaner, und wenn ich mir ihre Verbreitung alleine in Atsugi ansehe, würde ich sagen, sie leben gar nicht schlecht. ;) Im Moment findet man im Supermarkt an Getränkeflaschen ebenfalls Spielzeug in Form von kleinen Plastikfiguren etc. und offensichtlich funktioniert diese Marketingstrategie ziemlich gut, denn ich bin nicht die einzige, auf deren Schreibtisch diese Figuren plötzlich zu finden sind. Auch daß es in Tokyo einen ganzen Stadtteil (Akihabara) gibt, wo man eigentlich nichts anderes kaufen kann, als Elektronik finde ich mehr als vorbildlich... Sowas sollte es in Deutschland auch geben - man dürfte mich da auch gerne mit entsprechend gefülltem Portemonnaie für ein paar Tage "aussetzen" ;)

Architektur
Ich mag futuristisch aussehende Gebäude, und da bin ich in Tokyo genau richtig. Muß bei Gelegenheit mal ein paar Fotos einstellen, denn es gibt in Tokyo wirklich einiges an Gebäuden, die ich aufgrund ihrer modernen Architektur ziemlich beeindruckend finde. Und gleich daneben findet man dann wunderschöne, alte Schreine und Tempel... Einige finden das schrecklich, und behaupten, Tokyo sei eine der häßlichsten Städte der Welt, aber ich kann mich dieser Einschätzung gar nicht anschließen und während der Kirschblüte ist Japan sowieso wunderschön.

Essen
Das Japanische Essen wäre eigentlich einen eigenen Beitrag wert. Es ist lecker, es ist gesund und man kann in Japan (verglichen mit dem, was es kosten würde, selbst zu kochen) sehr günstig essen gehen oder fertiges Essen im Supermarkt kaufen.

Freiwillige
Eine weitere Sache finde ich hier extrem positiv, und das sind die freiwiligen Sprachkurse, die in vielen Städten angeboten werden. In Atsugi gibt es solche Kurse viermal die Woche und die Lehrer erhalten keinerlei Vergütung für ihre Arbeit. Trotzdem sind häufig mehr Lehrer da, als überhaupt unterrichten können. Da es sich häufig um ehemalige Mittelschul-Lehrer oder um Studentinnen handelt, ist der Unterricht in der Regel wirklich gut. (ok, es gibt Ausnahmen, aber zumindest in der Regel) Generell stützt sich in Japan vieles auf Freiwilligenarbeit, wie mir erklärt wurde. Natürlich gibt es auch in Deutschland ehrenamtliche Tätigkeiten, aber dort bin ich damit einfach nicht in Berührung gekommen.

Genetix' Japan-Blog

Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)

My English short blog can be found at http://genetix.tumblr.com

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