Da ich sonst ja ständig allen von Japan vorschwärme, werde ich heute aus aktuellem Anlaß und quasi als Gegengewicht mal auflisten, was einen an Japan gelegentlich so richtig nerven kann
kleine, fiese, gemeine Supermücken
Mit dieser Spezies habe ich gestern Bekanntschaft gemacht, als ich auf meine Kollegen gewartet habe, mit denen ich Badminton spielen wollte. Im Dunkeln vor dem hell erleuchteten Eingangsbereich der Turnhalle müssen offensichtlich einige dieser freundlichen Tierchen Lust auf ein wenig Abwechslung gehabt haben, so daß ein bißchen Ausländerblut wohl gerade richtig kam... Das Resultat sind etwa zehn riesige, rote Mückenstiche mit 2-4 Zentimetern Durchmesser, die auch noch echt fies jucken. Deutsche Mücken mögen mich in der Regel sowieso nicht, aber wenn sich denn mal eine zu mir verirrt, dann sind die Stiche in der Regel kaum zu sehen... Auf diese "Supermücken" könnte ich gut und gerne verzichten, aber immerhin haben sie mir den Anlaß gegeben, hier mal wieder ein bißchen was zu schreiben.
Erdbeben und ein besonders fieses Tierchen
Noch etwas, auf das ich gut und gerne verzichten könnte, sind die Erdbeben, die Japan mit schöner Regelmäßigkeit heimsuchen. Daran schuld ist übrigens er:
Ein japanischer Mythos besagt, daß im Erdinneren ein gigantischer Katzenfisch lebt, der dafür verantwortlich ist, daß es gelegentlich wackelt. Auch wenn dieser Mythos irgendwie netter ist, als die übliche Geschichte von aneinander reibenden tektonischen Platten, kann ich mich mit den Erdbeben hier noch nicht wirklich anfreunden.
Glibberzeugs und Essen mit Augen
Nicht ganz so nervig, weil man ihm in den meisten Fällen gut aus dem Weg gehen kann, wenn man nicht gerade von netten Kollegen eingeladen wird, ist Glibberzeugs, das es in allen Variationen in Japan gibt. Ich liebe Fisch, sowohl gebraten, als auch roh und auch sonst ist die japanische Küche wirklich super, aber manchmal überkommt einen dann doch das Gruseln:
Essen, das noch Augen hat, mag ich irgendwie gar nicht - und Glibberzeugs auch nicht - aber Glibberzeugs mit Augen, wie im Bild oben, ist echt zuviel! Diese kleinen Fischchen in verschiedenen Größen findet man übrigens recht häufig in japanischem Essen... besonders nett auch in ganz klein im Reis, wo sie aussehen, wie kleine, weiße Maden... *würgs*
Eine andere Begegnung besonderer Art hatte ich vor einer Weile im Sushishop. Neugierig, wie ich war, mußte ich dort unbedingt rohe Oktopussaugnäpfe probieren. Ich sage nur, es war keine gute Idee und meiner "Ich-mag-nicht-Liste" wird ab sofort "Essen, das sich an meiner Zunge festsaugt" hinzugefügt.
Von Natto habe ich ja schonmal erzählt - glibberige, fermentierte (man könnte auch sagen, vergammelte) Sojabohnen und wann immer man mit einem Japaner essen geht, wird dieser fragen, ob man in der Lage ist, Natto zu essen, nur um dann mit befriedigtem Gesichtsausdruck zu hören, daß man SOWAS natürlich nicht essen kann...
Daß Hühner-Bürzel-Spießchen ebenso wie rohes Pferdefleisch weniger glibberig, aber nicht minder eklig sind, habe ich ja bereits beim letzten Mal geschrieben. Wenn ich das so lese, sollte ich mir vielleicht doch nochmal überlegen, Vegetarier zu werden - dann habe ich für solche Fälle wenigstens 'ne gute Ausrede!
U-Bahn-Kuscheln
Worauf ich mich jeden Arbeitstag morgens ganz besonders freue, ist das Gruppenkuscheln in der U-Bahn. Noch netter ist es sicher im Winter zur Erkältungssaison, aber auch im Sommer kann ich mir Angenehmeres vorstellen, als gemeinsam mit ein paar hundert schwitzenden Leuten in einem U-Bahn-Abteil eingequetscht zu werden. Das ist übrigens absolut wörtlich zu nehmen. Es gibt keine Chance, auch nur ein paar Millimeter Sicherheitsabstand zu seinem Gegenüber zu halten. Die Packungsdichte ist so hoch, daß man sich nicht mehr festhalten muß, weil es einfach keinen Platz gibt, um umzufallen und gelegentlich verirren sich fremde Hände mal mehr mal weniger absichtlich an Stellen, wo sie nichts zu suchen haben... *grrr* Allerdings ist der Straßenverkehr in Tokyo auch nicht angenehmer und schneller schon gar nicht, so daß ich meinem Auto gar nicht nachzutrauern brauche... Tokyo ist einfach hoffnungslos überfüllt.
Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)
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