… und hat ihn - oder besser sie - gefunden. Irgendwie war das ja mal gar nicht meine Woche, aber was soll auch aus einer Woche werden, die Montags morgens um kurz vor 7 im Shinkansen nach… (aehm… ja..hmm.. wohin eigentlich?… ) anfaengt? Die Punkte, die ich in der vergangenen Woche auf meinem Schusselkonto gesammelt habe, sollten jetzt mindestens fuer ein halbes Jahr ohne groessere Dummheiten reichen.
Mein Montag begann also damit, dass ich auf dem Weg nach Maebashi, im Halbschlaf mit meiner Suica-Karte durch die Fahrkartenschranke am Bahnhof laufe, nur um genau in dem Moment, wo die Maschine meine Karte erkennt, zu realisieren, dass ich ja eine “normale” Fahrkarte fuer die Strecke habe… Also hin zu dem netten Bahnmitarbeiter, der meine Suica freundlicherweise wieder aus dem System ausgebucht hat, so dass ich den Bahnhof zum zweiten Mal, diesmal aber mit der (vermeintlich ) richtigen Karte betreten konnte.
Als ich am Bahnhof Tokyo am Shinkansen-Gleis angekommen war, wollte ich noch schnell ‘ne Flasche gruenen Tee am Kiosk kaufen, und dann ab in den Zug… auf meine Reservierung geguckt… “Wagen 8″… “Platz 2D"… hinsetzen… “aehm… halt, stand gestern auf der Reservierung nicht noch “Wagen 6″? … “Und warum eigentlich 20 Uhr 20?”
Ok, fuer’s naechste Mal weiss ich also, dass man den Bahnhof und den Shinkansen-Abfahrtsbereich auch mit Fahrkarten betreten kann, die erst am naechsten Tag gueltig sind, denn das Ticket das ich - vom Fahrkartenautomaten gelocht - in der Hand hatte, war mein Rueckfahrtticket! Na gut, erstmal wieder aufstehen, bevor derjenige kommt, der den Platz wirklich reserviert hat, und ein paar Wagen weiter in den Bereich, wo man sich auch ohne Reservierung hinsetzen kann. Platz gefunden… hingesetzt… “Hmm… hat die Aktion jetzt wirklich ‘ne Viertelstunde gedauert, oder faehrt der Zug heute irgendwie frueh los?"… “Naja, egal!", erstmal den Laptop ausgepackt und an meinem Paper fuer die AAMAS08 gebastelt. Eine halbe Stunde spaeter - “Hmm… normalerweise hatte ich hier mit meiner Funkkarte doch immer ‘ne Internetverbindung, oder nicht?"… weitere 20 Minuten spaeter - “So langsam muesste ich in Takasaki sein… Warum kommt mir die Gegend hier eigentlich so unbekannt vor? … Und seit wann gibt’s auf der Strecke einen zweiten Tunnel? ” Das war dann der Moment, wo ich letztendlich wach genug war, um zu kapieren, dass ich offensichtlich seit fast einer Stunde im falschen Zug sitze… Ein Blick auf’s GPS (schonmal gesagt, dass ich japanische Handies liebe?) verriet - ich bin gerade irgendwo in der Pampa, auf halbem Weg nach Nagaoka, aber gluecklicherweise gar nicht so weit weg von dem Ort, wo ich eigentlich hin wollte… allerdings in einem fahrenden Shinkansen, der sich mit 300 Kilometern pro Stunde von meinem Zielort wegbewegte. Nach einer weiteren halben Stunde hat das Ding dann gluecklicherweise an irgendeinem Ort gehalten, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, und ich konnte aussteigen, meinem Kollegen eine Mail schreiben, und mir vorsichtshalber - nur um sicher zu gehen, dass ich diesmal den richtigen Zug erwische - von einem Bahnmitarbeiter erklaeren lassen, wie ich denn jetzt wirklich nach Takasaki komme.
In Takasaki angekommen, war es bereits gut eine Stunde spaeter, als mein Zeitplan vorgesehen hatte und ich durfte erstmal dem sichtlich amuesierten Bahnbeamten erklaeren, dass ich leider mit dem Ticket fuer Dienstag Abend am Montag morgen in einen Zug gestiegen war, der auch nicht der Montag morgen-Reservierung entspricht, und dass ich trotzdem gerne am Dienstag abend irgendwie nach Tokyo zurueckfahren wuerde, ohne mir ein neues Ticket zu kaufen… Gluecklicherweise hat sich wenigstens das letztendlich als unproblematisch herausgestellt, und ich bin gut eine Stunde spaeter als geplant, da angekommen, wo ich hin wollte. Weitere groessere Katastrophen konnte ich dann auch fuer’s erste vermeiden…
Dienstag abend - nach beendeter Arbeit noch schnell den Krams, an dem ich gearbeitet hatte, einchecken und endlich zurueck nach Tokyo… Kurz bevor ich los gehe, kommt zwar noch eine Nachfrage, die noch beantwortet werden will, aber “was soll’s?", denke ich mir, “ein bisschen Zeit habe ich noch, bis ich um 20:30 am Bahnhof sein muss…” (Der aufmerksame Leser wird meinen Fehler bereits bemerkt haben… die unaufmerksame Schreiberin stellte allerdings erst am Bahnhof fest, dass die korrekte Abfahrtzseit des Zuges 20:20 gewesen waere… ) Naja, der Zug war, als ich am Bahnhof angekommen war, natuerlich weg, und der naechste fuhr erst eine ganze Stunde spaeter. Immerhin habe ich dank drahtlosem Internet den Abstract fuer mein Paper, der an dem Abend faellig war, aus dem Shinkansen abschicken koennen, aber ich glaube, naechste Woche werde ich bei jedem Zug mindestens 3 Mal nachsehen, wann und wo er faehrt.
Am Mittwoch Morgen finde ich dann eine Mail in meinem Postfach, die mit “urgent:” anfaengt, und ahnte bereits Boeses… offensichtlich hatte ich am Dienstag Abend vergessen, eine Datei ins SVN einzuchecken, die ich neu angelegt hatte, und ohne die sich das Ganze leider nicht mehr compilieren liess… Nicht, dass ich nicht schon mit sowas gerechnet haette! Gluecklicherweise sind meine Kollegen ja nett … und abgesehen davon weit weg… Der Kopf ist also noch dran!
Wahrscheinlich habe ich es nur meinem festen Vorsatz, keine weiteren Katastrophen zu provozieren (und der Tatsache, dass ich den ganzen Tag zu Hause an meinem Paper gebastelt habe) zu verdanken, dass der Donnerstag recht ereignislos verlaufen ist.
Freitag musste ich dann meine Folien fuer meine “Halbzeitpraesentation” an der Uni einreichen, die ich - nur um auch voellig sicher zu gehen - ganz untypischerweise am Tag vorher schon fertiggemacht hatte. Gegen Mittag bin ich also zur Uni, um noch ein paar Fotos von meinem Experimentiersetting fuer das Paper zu machen, und die Handouts fuer die Praesentation zu drucken.
Eigentlich ist der Drucker bei uns an der Uni auch sehr zuverlaessig. - Eigentlich! - Genaugenomen habe ich eigentlich noch nie erlebt, dass er nicht funktioniert hat, bis auf - ja, richtig geraten - gestern. Am letzten Tag, wo ich meine Handouts abgeben konnte, und zu diesem Zeitpunkt gut 12 Stunden vor der Deadline fuer mein Paper! Die Frage, ob ich meine Praesentation nicht per Mail im Sekretariat einreichen koenne, damit sie dort gedruckt wird, wurde damit beantwortet, dass in ein paar Stunden ein Servicetechniker vorbeikaeme, und ich so lange doch bitte in der Uni warten solle… Super, ein Kartenlesegeraet, um die gerade gemachten Fotos fuer das Paper in den Rechner zu bekommen, hatte ich natuerlich nicht dabei, aber was blieb mir anderes uebrig, als darauf zu warten, dass der Drucker endlich wieder benutzbar war?
Naja, irgendwann konnte ich dann tatsaechlich meine Handouts drucken, nach Hause fahren und bis 5 Uhr nachts an meinem Paper basteln, um es dann tatsaechlich wider Erwarten noch vor der Deadline (24 Uhr EST) hochzuladen… Manchmal hat die Zeitverschiebung doch ihr Gutes. Wie gut, dass die Woche damit auch endgueltig vorbei war! Die naechste wird hoffentlich weniger chaotisch.
Wenn ich am Mittwoch meine Praesentation hinter mir habe, nicht mehr nach Maebashi fahren muss (zumindest fuer absehbare Zeit nicht…) und auch vorerst kein Paper mehr ansteht, werd’ ich wohl erstmal Schlaf nachholen und bin gespannt, ob ich den “Superschussel"-Titel dann vielleicht irgendwann wieder abgeben kann. Potentielle Kandidaten fuer meine Nachfolge duerfen sich gerne direkt bei mir bewerben!
Da ich während der Konferenz doch nicht mehr dazu gekommen bin, ausführlicher zu berichten, und dieser Beitrag seit Anfang September halb fertig hier rumliegt, hole ich das jetzt nach, bevor ich alles vergessen habe. Alles in allem war es für mich eine echt tolle Erfahrung, und ich bin mit jeder Menge neuen Ideen und Eindrücken nach Hause geflogen, so dass ich es kaum erwarten konnte, mich wieder an meine eigene Arbeit zu setzen. Ein paar Fotos von der Konferenz sind übrigens auch direkt auf der Website zu finden http://www.ro-man2007.org/
Mein eigener Vortrag war am Dienstag und nachdem ich Montag noch die ganze Nacht an meinen Folien gebastelt und kaum geschlafen habe, lief das Ganze erstaunlicherweise fast problemlos - Wenn man mal davon absieht, dass ich, gnadenlos schusselig, wie man mich kennt , in der Aufregung an meinem Laptop den Kopfhörer- mit dem Mikrofonanschluß verwechselt habe und das erst gemerkt habe, als man über die Mikrofonanlage von meinem in mühsamer Kleinarbeit in der Nacht vor dem Abflug zusammengeschnittenen Demovideo leider keinen Ton hören konnte.
Auf jeden Fall gab es eine Menge spannender Vorträge über alle möglichen Themen vom Robotereinsatz für die Autismustherapie über die Aufmerksamkeitssteuerung und das Erzeugen von “Shared Attention” in der Mensch-Roboter-Interaktion bis hin zu Sprach- Gesten- und Emotionserkennung.
Besonders faszinierend fand ich einem Plenumsvortrag von Professor Luc Steeles darüber, wie man Roboter entwickelt, die allein durch die Interaktion untereinander, ohne Vorkenntnisse eine eigene Sprache entwickeln könnten. (Auch wenn es bis dahin noch ein weiter Weg ist) Den Vortrag und noch einige andere findet man als Webcast übrigens hier: http://ws2.huric.org/roman2007/Archive.aspx
Interessant fand ich auch den Roboter-Designwettbewerb und die “Interactive Demonstration Session", die am Rande der Konferenz stattfanden. Es ging darum, Ideen und Prototypen für neuartige Roboter (wobei der Begriff Roboter recht weit gefasst war und auch intelligente Spielereien beinhalten durfte) zu präsentieren und einige der Ideen waren wirklich interessant oder einfach lustig:
Paro, ein Seehund-Roboter ist vor allem dazu gedacht, alten Leuten, behinderten oder kranken Kindern etc. Gesellschaft zu leisten, und wurde unter anderem in japanischen Altenheimen schon erfolgreich eingesetzt.
Keepon ist ein kleiner Roboter, der ein wenig an zwei übereinandergestapelte Tennisbälle erinnert, “tanzt” und dabei erstaunlich beweglich ist, und unter anderem für die Autismusforschung und -therapie entwickelt wurde.
Bei Youtube gibt es auch Videos davon:
Der “verrückte Professor” auf dem zweiten Video ist übrigens wirklich der Entwickler, Professor Kozima.
Ein anderes lustiges, wenn auch vielleicht etwas realitätsfernes Konzept waren die Mung Robots aus Korea, die aussahen, wie überdimensionierte Eier mit Augen, und die leuchtende blaue Flecken bekommen haben, sobald jemand in ihrer Gegenwart Schimpfwörter ausgesprochen hat (was man auch gleich interaktiv testen konnte. ) Laut Erklärung sollen diese Roboter das friedliche Miteinander von Ehepartnern fördern.
… und dann war da noch eine Entwicklung, die jeden Softwareentwickler zum Zittern bringen wird . - Buildbot.
Buildbot überwacht, ob sich der Sourcecode eines Softwareprojekts im CVS/SVN korrekt compilieren läßt. Falls das nicht der Fall ist, macht er denjenigen aus, der fehlerhaften Code eingecheckt hat, und geht blinkend und drohend piepsend zum Angriff über. Glücklicherweise ist das System auf einem Aibo, einem etwa katzengroßen Roboterhündchen, realisiert, so dass es bislang offenbar keine ernsthafteren Personenschäden gab. (Für echte Härtefälle gibt es aber sicher bald die “Pitbull-version” )
Daß es auch weibliche Roboter gibt, zeigt dieses Beweisfoto. Auf “Stöckelschuhen” bewegte sich die Roboterdame zugegebenermaßen nicht ganz so elegant, wie ihre natürlichen Vorbilder:
Alltagsnähere Arbeiten, wie z.B. einen “elektronischen Blindenhund", Roboter zum Fensterputzen an Hochhausfassaden usw. gab es natürlich auch. Alles in allem war die Konferenz einfach spannend und ich hoffe, dass ich einige der Ideen, die ich aus den Vorträgen mitgenommen habe, für meine eigene Arbeit nutzen kann.
Zu guter Letzt noch ein paar unsortierte Eindrücke von Jeju. Von der Insel selbst habe ich nicht soviel gesehen. Eigentlich war ich nur an einem Abend nach der Konferenz noch kurz unterwegs, um mir die Gegend anzusehen, aber das technische Programm war sowieso spannender. :
Sorry (mal wieder) an alle, die sich Gedanken gemacht haben, weil ich nichts mehr von mir hoeren lasse. Nein, ich befinde mich weder in Gefangenschaft boesartiger, koreanischer Roboter noch bin nach meiner Praesentation auf der Konferenz vom Prof einen Kopf kuerzer gemacht worden, sondern mir fehlt gerade einfach nur die Zeit, hier irgendwas Sinnvolles zu schreiben…
Ich habe von Anfang Januar 2005 - August 2005 ein Praktikum in Atsugi, Kanagawa, Japan gemacht und absolviere nun mein Promotionsstudium am National Institute of Informatics in Tokyo. Ich werde hier in Zukunft alle, die es lesen wollen (oder die zufällig hier landen) mit mehr oder minder wissenswerten Informationen über das Land der aufgehenden Sonne versorgen. :)
My English short blog can be found at http://genetix.tumblr.com
For anyone interested in robots and AI-related stuff, please have a look at http://www.robotopia.de
Recently, I have also started Twittering...
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